So schwul. Es ist mal wieder soweit.

Ich bin dabei einen neuen Artikel zu schreiben. Heute wird es darum gehen wie ich mich in meiner Schulzeit gefühlt habe. Hier muss ich ein klein wenig weiter ausholen.

Papa Schwul

Bitte verstehe den nächsten Abschnitt jetzt nicht falsch. ich habe meine Eltern wirklich gern und mag sie unglaublich gut leiden. Und gleichzeitig sind sie er einfache Menschen. Mein Vater ist ein fleißiger Arbeitnehmer in der Stahlindustrie gewesen. Er hat lange Jahre in einer Fabrik gearbeitet, die ihm Sicherheit gegeben hat und einen Job indem er sich wohl fühlte. Dieser Job hat ihn schon ziemlich ausgefüllt. Obwohl er 8 Stunden lang im Schichtbetrieb Maschinen bedient hat. Dabei hat er Nadeln für Nähmaschinen erstellt. Man kann also sagen, dass er nicht unbedingt einen geistig anspruchsvollen Job hatte.

Mama Schwul

Ebenso meine Mutter. Ich selbst hab

e noch zwei ältere Geschwister zwei ältere Brüder. Das heißt ich bin der jüngste von dreien. Da mein Vater in der Firma relativ gut verdient hat, befand meine Mutter sich in der komfortablen Situation sich voll und ganz auf die Erziehung von uns drei Jungs zu konzentrieren.

Ich möchte jetzt nicht sagen, dass die Erziehung von Kindern keine Herausforderung sind Punkt ganz im Gegenteil gerade, wenn man drei Jungs wie meine Brüder und nicht großziehen muss kann man auch schon mal an seine Grenzen der Geduld geraten. Der mittlere von uns ist tatsächlich nur ein Jahr und 14 Tage älter als ich.

Ihr müsst keine Mathe studiert haben um herauszubekommen, dass es ein sehr kurzer Zeitraum ist, in dem wir beide geboren wurden.

Man könnte auch spaßeshalber sagen meine Eltern hatten keine anderen Hobbys.

Ich kann mich noch an Geschichten mit meinem Bruder erinnern wo wir uns wirklich hart in die Haare bekommen haben. Auch wenn man schwul ist haben wir uns sogar richtig übel geschlagen.

An dieser Stelle ist so glaube ich überflüssig zu sagen, dass meine Mutter tatsächlich auch das ein oder andere Mal mit einer solchen Rasselbande überfordert war. Auch  die Schulbildung meiner Mutter ist eher gering was aber in der Zeit des Aufschwungs von Deutschland nicht weiter tragisch war. Also, wie ihr seht sind eigentlich sehr simple Verhältnisse, in denen ich groß geworden bin.

Mein Vater war trotzdem immer ein sehr fleißiger Mensch auch wenn er das andere Probleme nach Hause gebracht hat.  Er hat es immer noch geschafft ein Einfamilienhaus in einer Neubausiedlung abzubezahlen. Gleichzeitig hat er dafür gesorgt, dass drei Jungs und seine Frau stets gut leben konnten. Man kann es den Eltern nicht verübeln. Wenn man selbst aus so einfachen Verhältnissen kommt und so genügsam ist, wird auch der Weg der Kinder ein einfacher.  Gerade auch was die Bildung betrifft.  Mein Vater wollte unbedingt, als ich meine Schule fertig hatte, dass ich eine Ausbildung in einem handwerklichen Bereich mache.

Dazu komme ich aber später noch einmal.

Ich möchte an dieser Stelle eher etwas näher auf meine Schule eingehen. Denn das ist so mein Thema was mich gerade ein wenig beschäftigt.

Denn tatsächlich war ich nachdem ich ganz normal zu einer Grundschule gegangen bin wie es eigentlich jeder macht auf eine Hauptschule gesteckt worden.

Sehr interessant dabei ist auch die Empfehlung meiner damaligen Lehrerin aus der Grundschule.  Diese hatte primär das Vorurteil, dass eine Familie mit drei Kindern der sozialen Unterschicht angehöre.

Der gute Freund

Witzigerweise habe ich einen ziemlich guten Freund auch damals in der Grundschule schon kennengelernt und habe heute noch sehr guten Kontakt zu ihm. Seine Frau ist nun auch Lehrerin an der besagten Grundschule, an der ich war. Und mit ihr habe ich dann auch einmal über dieses Thema der Empfehlung gesprochen. Denn tatsächlich habe ich im zweiten Bildungsweg auch mein Abitur nachholen können und sogar ein Studium so gut wie abgeschlossen. Auch hierzu könnte ich jetzt einiges ausschweifend erzählen. Jedoch möchte ich mich lieber auf die Zeit in der Hauptschule konzentrieren. Denn in der Hauptschule habe ich auch schon relativ schnell bemerkt, dass ich eher auf Männer stehe.  Alle anderen Schüler gemacht haben eben auf Frauen. Ich war der Außerirdische auf der Hauptschule. Zumindest habe ich mich so gefühlt.

Homo als Phase?

Ich habe in meiner Findungsphase daran geglaubt, dass es auch nur eine vorübergehende Phase ist. Doch DBNA hat mir dann auch etwas geholfen.  An die Hauptschule habe ich nicht nur schöne Erinnerungen. Eher grausame Erfahrungen sammeln dürfen. Für mich war es zur Schule zu gehen immer wie ein Spießrutenlauf. Da ich mich von morgens bis abends immer verstecken musste bzw. auch mich verstellen musste hat mich diese Situation selber immer sehr belastet.

Bin ich hier richtig?

Dieser Umstand hat dazu geführt, dass ich sehr bald der Meinung war, dass ich auf dieser Schule nicht am richtigen Fleck war.

Das habe ich so mit meinen Lehrern besprochen natürlich auch mit meinen Eltern. Und alle waren der Meinung, dass ich auf einer hören Schulform mit dem Stoff nicht hinterher kommen würde. Das interessante an der ganzen Geschichte ist, dass ich obwohl ich nie einen Handschlag gelernt habe, immer ziemlich gute Noten geschrieben habe. Ich würde sagen, dass ich bis heute nie wirklich gelernt habe mich für eine Leistung, die ich erbringen muss wirklich auch aktiv anzustrengen.

Überflieger?

Vielmehr fliegen mir meine Arbeiten immer zu und mit mäßigem Erfolg komme ich immer an mein Ziel. Bisher habe ich alle Ziele, die ich mir gesteckt habe auch im ersten Versuch erreicht. Nur leider nicht den Wechsel auf eine andere Schulform. In meiner Schule war es tatsächlich so, dass wir einen sehr hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund hatten die aus historischen Gründen eher gegen Homosexuelle sind.

Ein Großteil kam aus Osteuropa wie Polen, Russland, Weißrussland und Kasachstan. Eben den  östlichen Staaten. Dann gab es noch die Leute, die er aus südlicheren Regionen. Die sind bekanntlicher weise auch eher homophob sind.

Hierzu zähle ich z.b. Ländereien wie die Türkei und dergleichen.

Bitte verstehe mich an dieser Stelle nicht falsch ich möchte keinen diskriminieren aufgrund seiner Herkunft. Vielmehr möchte ich dafür sensibilisieren, dass Menschen aus allen Ländern der Welt, wenn Sie eher sozial schwach sind und einen geringen Bildungsgrad haben, sich auch nur schemenhaft mit dem Thema der Homosexualität auseinandersetzen.

Wer bin ich? Bin ich schwul?

Man kann also durchweg sagen ich habe mich in meiner kompletten Schulzeit nie dazu in imstande gesehen mich meiner Sexualität zustellen. Ich habe mich tatsächlich immer so verstellt weil ich genauso sein wollte wie die anderen Jungs. Ich habe Fußball gespielt, ich habe vorgespielt, dass ich mich mir für Mädchen interessiere, ich habe auch Streit mit anderen Jungs angefangen nur um zu zeigen wie hetero ich eigentlich bin. Im Nachgang ist es für mich eine sehr verwirrende Zeit gewesen in der ich mich da befunden habe.

Das alles war tatsächlich noch vor meinem Outing und dem Eingeständniss, dass ich schwul bin.

Und ein Thema hat mich ganz besonders mitgenommen

Es war die Abschlussfahrt von unserem Jahrgang. Wir euch vorstellen könnt sind die Leute, die auf einer Hauptschule gehen eher mit geringen finanziellen Mitteln ausgerüstet. Ganz zu schweigen von der Einstellung gegenüber jemandem der schwul ist. Auch ich muss ich sagen hatte Probleme das Geld für die Abschlussfahrt zusammenzubekommen. An dieser Stelle muss ich an meine Patentante denken. Sie ist vor kurzem an Krebs gestorben. Sie hat mir einen Großteil der Finanzen zur Verfügung gestellt damit ich auf Klassenfahrt fahren konnte.

Im Nachgang könnte ich mich für das was wir gleich lesen werdet sehr schämen.

Es war nämlich so dass mein damaliger Lehrer ein großer Fan von Berlin war. Ich für mein Teil hatte keine Ahnung was mich in Berlin erwarten würde. Umso schockierter war ich als mein Lehrer mir und der kompletten klasse damals sagte, dass unsere Eltern sich keine Sorgen machen müssten.

Wir würden eine Unterkunft im Schwulenviertel von Berlin haben.

Diese Aussage hat mich in meiner damaligen Findungsphase so sehr beschäftigt, dass ich nicht wusste wie ich damit umgehen soll. Man könnte sagen, ich habe mich regelrecht vor mir selbst versteckt. Mit allen Mitteln wollte ich verhindern, dass ich mit auf diese Klassenfahrt fahre. Mit meiner Mutter habe ich darüber auch öfter gesprochen, dass ich keine Lust hätte. Alle möglichen Ausreden habe ich gesucht.

Sie hat es mit irgendwelchen Mitteln dann tatsächlich geschafft mich so weit zu bringen, dass ich mich wenigstens für die Klassenfahrt anmelde. Und natürlich auch die finanziellen Mittel mit Hilfe meiner Patentante waren bereitgestellt. Ich hatte immer noch Überlegungen wie ich es schaffen würde nicht mit auf Klassenfahrt fahren zu müssen. Da saß ich nun. Die Klassenfahrt bezahlt mit der Unterstützung von meinen Lieben aber immer noch mit der Diskrepanz und mit der Angst im Nacken. Ich konnte einfach nicht über meine wahren Beweggründe sprechen.

An dieser Stelle hätte ich mir schon längst ein intensives Gespräch gewünscht und darüber geredet, dass ich schwul bin. Mit meinen Eltern. Meinen Lehrern. Der Patentante. Oder mit sonst irgendjemandem.

Damals war ich noch keine 18 Jahre. An dem Tag als die Klassenfahrt losgehen sollte wusste ich mir nicht anders zu helfen als einfach nicht zu dem Abholtermin zu gehen.

Meine Mutter kam zu mir in mein Zimmer und meinte, dass ich nun endlich mal los gehen müsse.

Ich höre es noch immer als wäre es gestern erst gewesen. „Los geh uns kommst du noch zu spät und verpasst die großartige Fahrt.“

Und ja ich habe die Fahrt einfach nicht angetreten.