Wo ist Homosexualität akzeptiert?

„Wo ist Homosexualität akzeptiert?“ Es ist wunderbar sich mit den Themen auseinanderzusetzen die einen wirklich regelmäßig begleiten. Denn diese Frage wird mir regelmäßig von den Leuten gestellt, denen ich sehr gerne weiterhelfe.

Wenn einer meiner Freunde gerade eine schwere Lebenssituation durchlebt, bin ich häufig ihre Anlaufstelle Nummer eins. Wo ist Homosexualität akzeptiert? Ich glaube sie machen das, weil Sie meine offene und ehrliche Art und auch die Art und Weise schätzen, einfach wie ich mit ihnen umgehe. Keiner braucht Freunde, die einem nach dem Mund reden. Diese „Freunde“ wollen dir nur in jeglicher Art und weise zeigen, dass sie deine Meinung unterstützen, aber wollen dich nicht wirklich zum Nachdenken anregen.

Mein Freund der Christoph

Einer meiner liebsten Freunde hat eine solche schwere Lebenssituation durchlebt. Wo genau wird Homosexualität denn akzeptiert wollte er von mir wissen. Und nun ja, das ist wahrlich keine einfache Frage wenn man sie tiefgründig beantworten möchte.

Akzeptiert wird Homosexualität tatsächlich nicht überall. So aus dem Kontext gerissen ist es auch schwer die Zusammenhänge zu verstehen. Daher hole ich ein bisschen weiter aus und erzähle dir die ganze Geschichte zu meinem Freund Christoph (der Name ist natürlich wie immer verändert 😉).

Menschen sind toll

Christoph ist eigentlich ein Lebensfroher Mensch. Er liebt es unter Menschen zu sein. Er unterhält sich gerne, liebt es auch dabei ein paar Witze zu erzählen. Auch die eine oder andere Anekdote aus seinem Leben ist dabei.

An einem Abend als wir den Sonnenuntergang bei herrlichstem Wetter genossen haben, wir waren in Köln am Rheinboulevard unterwegs, drohte die heitere Stimmung ein wenig zu kippen. Zuerst saßen wir ganz gemütlich dort, tranken ein kühles Bier vom Kiosk und hatten einfach eine gute Zeit.

Der Romantik-Rebell

Ein gelungener Abend mit schönem Blick auf den Dom und auch sehr schönen Farben die von der untergehenden Sonne in die Luft gezaubert wurden. Jeder der schon einmal einen richtig schönen Sonnenuntergang gesehen hat, weiß welches Farbspiel ich meine. Dieser schöne Farbverlauf von einem hellen blau bis hin in ein tiefes und schimmerndes rot. Einfach nur herrlich. Nebenbei lief aus dem Bluetooth-Lautsprecher leichte und chillige Jazzmusik. So wunderschön, dass die Töne wundervoll zur Szenerie gepasst haben. Und ja, ich bin ein verkappter Romantiker.  (Ich weiß, dass auf dem Rheinboulevard das hören von Musik untersagt ist. Danke auch für den Hinweis von dem Netten Herrn des Ordnungsamts an dieser Stelle. Aber manchmal bin ich halt ein kleiner Rebell 😛 )  

Wo wird Homosexualität akzeptiert?

Ich glaube die Stimmung war so gut und so das Ambiente so schön, dass wir uns wiedermal in die wichtigen Fragen des Lebens verirrt haben. Christoph fragte mich: Wo ist Homosexualität akzeptiert?

Es wäre hier definitiv zu einfach und zu vermessen ihm einige Orte aufzuzählen oder Personenkreise aufzuzählen. Das war gar nicht der Kern seiner Frage.

Im Grunde hat er sich von seiner letzten Beziehung noch gar nicht richtig erholt. Hinterfragt wird nun wie und wo er neue Leute kennen lernen kann. Da ist die Frage „Wo wird Homosexualität akzeptiert“ lediglich der Versuch sich irgendwo akzeptiert zu fühlen. Und zwar so akzeptiert zu fühlen, dass man auch ohne blöd angemacht zu werden einen Flirt anfangen kann. Und das auch, obwohl der gegenüber vielleicht sogar gar kein Interesse an Männern hat.

Wo wird Homosexualität akzeptiert? An einem Ort?

Da steckt so viel drin. Zum einen die Angst, dass man gar nicht selber akzeptiert wird sobald man feststellt, dass man selber Homosexuell ist. Und wie definieren wir dieses Akzeptiert werden? Oder wie definieren wir das Gegenteil? Ich denke, und das ist auch was ich Christoph an dieser Stelle mitgegeben habe, ist das Umgehen mit Ablehnung. Denn jeder von uns hat das Recht auch mit jemandem zu flirten, aber eben auch dann, obwohl der Flirt gut war, einen Korb zu verteilen wenn es dann zur „nächsten Stufe“ kommen sollte.

Die Stufen werde ich kurz in einem weiteren Artikel beschreiben 😉 Dann kannst du selber einmal ausprobieren ob die diese Stufen wiedererkennst.

Du hast das Recht zu sagen was du magst und auch nicht magst

Jeder hat das Recht, jemandem zu sagen, dass man ihn zwar mag, und gleichzeitig nicht auf einer sexuellen oder Beziehungsebene weitere Interessen zu verfolgen. Daher ist aus meiner Sicht die Frage wo Homosexualität akzeptiert wird, schon von vorneherein nicht der richtige Ansatz. Wenn wir Homosexuellen anfangen zu lernen mit der Ablehnung anderer Menschen umgehen zu können, werden wir ein ganzes Stück weiter wachsen.

Hier sollten wir grundlegend einmal hinterfragen, was passiert wenn wir auf Ablehnung stoßen. Ganz interessant ist es zu beobachten, wenn man einem Menschen mitteilen möchte, dass man kein weiteres Interesse bekundet. Zum einen sollte differenziert werden ob der Ablehnende einen nur verletzten will, oder ob er tatsächlich einfach kein Interesse hat.

Da wir in einem Wertesystem leben, in dem wir sehr häufig über unsere Leistung definiert werden, ist es sehr schwer diese Differenz hinzubekommen. Haben wir zum Beispiel in der Schule früher gute Leistungen erbracht, wurden wir gelobt. Hieraus haben wir unseren Selbstwert geschöpft. Jedoch wurden nicht wir, sondern lediglich unsere Leistungen gelobt.

Umgekehrt: Wenn wir keine gute Note geschrieben haben, wurden wir nicht gelobt. Vielleicht sogar verachtet. Und direkt haben wir uns damals weniger wert gefühlt weil wir von außen, also von unseren Lehrern und unseren Eltern, weniger bekommen haben.

Können wir das unterscheiden?

Das ist für heranwachsende ziemlich schwer zu differenzieren und auch für viele „Erwachsene“ ebenfalls bis heute nicht verständlich.

Wenn man jedoch einmal zurück denkt bis dahin wo man selber noch ein Baby war, wird es etwas einfach zu verstehen. Als Baby ist es vollkommen egal was du machst. Egal ob du eine Leistung erbringst oder auch wenn du dich nicht an gesellschaftliche Normen hältst. Du wurdest immer geliebt. Es war vollkommen egal ob du gepupst hast obwohl andere dabei waren. Es war auch egal, dass du geschlafen hast wo und wann du wolltest oder dich übergeben musstest. Niemand sagt zu einem Baby „jetzt benimm dich mal. Du kannst doch nicht einfach hier erbrechen. Was sollen denn die Nachbarn denken?“. Man wurde von den Elter dennoch geliebt und groß gezogen.

Wenn wir dieses verhalten als halbwegs erwachsener Mensch an den Tag legen, werden wir mindestens mit missbilligenden Blicken wenn nicht sogar verbal attackiert. Und das auch nur, weil die gesellschaftlichen Normen dies nicht erlauben.

Wir oder die Gesellschaft

Durch diese Attacken von außen, von Menschen, die wir in der Regel nicht einmal kennen und die uns eigentlich egal sein sollten, lassen wir uns nun unseres Selbstwertes berauben. Wir fühlen uns selbst weniger wert. Und ist das der richtige Ansatz um zu klären wo Homosexualität akzeptiert wird? Ich persönlich denke JA. Jeder von uns ist gleich viel wert. Egal woher er kommt, wie viel er verdient, wie groß er ist, wie schwer er ist, wie jung er ist. All diese Äußerlichkeiten bestimmen doch nicht wer ich bin und wie viel wert ich selber bin.

Ein anderes schönes Beispiel um das zu verdeutlichen ist es, wenn man sich einen 100 Euro schein vorstellt. Gerade frisch aus dem Automaten gezogen ist dieser druckfrisch. Es ist glatt und sieht gut aus. Und er hat einen Gegenwert von 100 Euro. Wenn wir ihn nun unter den Achseln reiben würden, ihn in den Dreck werfen, auf ihm herumschreiben, zerknittern oder was weiß ich für Dinge mit anstellen würden. Der Gegenwert von 100 Euro bleibt der selbe. Egal ob wir den Schein schön finden oder nicht.

Du bist toll

Und wenn man verstanden hat, dass man immer den selben wert hat, egal was andere von jemandem denken, dann brauch man sich auch keine Gedanken darüber zu machen wo Homosexualität akzeptiert wird oder wo nicht.

Ob Christoph verstanden hat was ich ihm mit den Anekdoten mitgeben wollte weiß ich nicht. Vielleicht kannst du ja etwas damit anfangen 😉

Es liegt an uns, uns selber nicht klein zu machen. Wir sind wundervoll. Jeder von uns. Egal was andere sagen.